Mit viel Spannung sind wir zu dieser Reise aufgebrochen. Von einem Staat unter kommunistischer Herrschaft haben wir uns viel Präsents der Ordnungsmächte, Einschränkung der Redefreiheit und einseitige Information erwartet. Aber nichts von alldem haben wir erlebt. Polizei haben wir auf den Straßen sehr selten gesehen und das Militär war nur als Showtruppe des Mausoleum von ‚Ho Chi Min‘ sichtbar. Die Guides erzählten offen und frei vom Leben in ihrem Land und sparten auch nicht mit Kritik an ihrer Regierung. Wie in jedem Land üblich, wurden die Taten des eigenen Volkes als glorreich und heldenhaft beschrieben und in etwas verzerrter Form heroisiert.
Auch haben wir Vietnam als sicheres Reiseland kennengelernt. Besonders auf dem Land fühlt man sich sehr sicher. In den Städten wird vor Taschendieben gewarnt, aber das ist ein weltweites Problem in Städten. Wir sind auch nachts durch kleine dunkle Gasse spaziert und haben uns auch in den dunkelsten Ecken nicht unwohl gefühlt.
Etwas ungewöhnlich für uns war die Verkehrssituation. Man geht meist auf der Straße, da die Gehsteige als Mofaparkplatz oder Geschäftslokal genutzt werden. Die Straße teilt man sich mit Autos und vor allem mit Mofas. Und von denen gibt es mehr als genug. Verkehrsregeln werden sehr individuell ausgelegt. Eine rote Ampel heißt nicht unbedingt, dass man nicht fahren darf. In einer Einbahnstraße müssen nicht unbedingt alle in einer Richtung fahren. Des Nachts muss man nicht unbedingt sein Fahrzeug beleuchtet haben. Was zumeist von Radfahrern so gehandhabt wird. Einen Zebrastreifen hier als Schutzweg zu betrachten, ist nicht unbedingt ratsam. Als Fußgänger zu warten bis Autos/Mofas stehenbleiben damit man die Straße queren kann, ist unmöglich, da dieser Fall niemals eintreten wird. Auch wenn die Straße voll mit Fahrzeugen ist, geht man einfach über die Straße. Man hebt die Hand, damit man besser gesehen wird und marschiert los. Irgendwie schlängeln sich die Fahrzeuge vorn oder hinter einem vorbei. Man schaut jedoch immer wer daher kommt, denn ein Mofafahrer kann ja nicht auf die Straße bzw. Fußgänger achten, wenn er gerade während der Fahrt eine SMS schreibt. Trotz dieser chaotischen Verkehrssituation geht alles in Ruhe ab, kein unnötiges Gehupe, kein Vogel, der gezeigt wird, kein Schreien und Schimpfen.
Total begeistert waren wir vom Essen. Sowohl von der Vielfalt, der Quantität und der Qualität. Besonders in den ländlichen Gebieten, wo wir in kleinen familiengeführten Restaurants gegessen haben. Da werden noch die Tiere mit natürlichem Futter versorgt und Gemüse und Kräuter kommen frisch aus dem eigenen Garten. Was an Vieh, Gemüse und Kräutern nicht selbst verbraucht wird, wird am Markt verkauft. Dort bedienen sich auch die städtischen Restaurants, die deshalb auch sehr gute Qualität anbieten können.
Die Preise hier sind sehr hoch, aber alles ist sehr billig. So kostet eine Dose Cola 25.000 ‚Vietnamesische Dong‘, also ganz schon hoch der Preis. Umgerechnet sind das 75 Cent, also ganz schön billig. Eine ordentliche Hauptspeise gibt’s um ca. sechs Euro, in der kleinen Garküche, in der Mama und/oder Oma auf dem Gehsteig kochen, kann man schon um zwei bis drei Euro gut essen.
Am bemerkenswertesten jedoch waren die Menschen dieses Landes. Immer höflich und freundlich. In den ersten Tagen fragten wir immer, ob wir sie fotografieren dürfen, da wir das eigentlich immer so machen. Aber hier lassen sich die Leute nicht nur einfach fotografieren. Wenn sie die Kamera sehen, lächeln sie, winken sie, setzten sich zurecht, damit sie gut ins Bild gesetzt werden können. Vor allem sind sie sehr gelassen. Kaum zu glauben, dass sie erst seit 45 Jahren Frieden haben und die Jahre davor in Kriege gegen Franzosen, Amerikaner, Chinesen und gegeneinander verwickelt waren. Ein wenig von diesen Kriegsgeschehen konnten wir bei unseren Besuchen in der ehemaligen ‚Demilitarisierten Zone‘ und in Tunnelsystemen, sowie aus den Erzählungen unserer Guides mitbekommen.
Und wieder ein großes DANKESCHÖN
- an Marianne, Gerhard und Martina, die uns ein sorgloses Reisen ermöglichen, indem sie sich um unsere Wohnung kümmern
- an alle, die uns durch das Lesen unserer Blog-, WhatsApp- und/oder Facebookeinträge auf unserer Reise begleitet haben.
Wir werden jetzt einige Zeit relaxen und uns
etwas servicieren lassen, um dann frisch und ausgeruht einem neuen Abenteuer zu
begegnen.